Marcus Lärz, 40J., m., Deutschland
Ich: Gaia, Mutter Erde, Heimat(-Planet), Zuflucht und Sehnsucht, (aus meiner männlichen Perspektive)Ithaka, du Geschenk mit tausend Namen – Hallo! Ich sitze in Berlin (Friedrichshain), habe gefrühstückt und blicke in einen wunderschönen blauen Himmel. Hauchzart nur, sind leichte Schleierwolken zu erkennen. Die Welt, sie ruht noch. Tut sie das eigentlich jemals wirklich? Gestern habe ich ein Buch von Marica Bodrozić beendet – Pantherzeit – Vom Innenmaß der Dinge. Darin bin ich auf Hans-Georg Gadamer gestoßen, der folgenden Satz formuliert hat: "Sein, das verstanden werden kann, ist Sprache." Dieser Satz hat mich sehr stark an den Earth Dialog erinnert. Wenn wir (du und ich) unsere Beziehung klären möchten, dann lässt dieser Dialog hier unsere Beziehung (wahrhaftig) sein.
Deswegen möchte ich dir meine Gedanken und meine Frage ausformulieren und sie für dich und mit dir in Sprache (über-)bringen. Wie kann ich meiner Verantwortung gerecht werden, dir ein würdevoller Begleiter zu sein in diesem kosmischen Wimpernschlag meiner Existenz und meinen Söhnen und allen Söhnen und Töchtern eine lebenswerte Heimat hinterlassen?
Erde: Mein lieber Freund, das bist du nun schon so lange, treu an meiner Seite und trägst noch immer schwer an dieser Last. Du und ich, wir sind schon immer eins gewesen. Alles, was du meinst für mich tun zu müssen, tust du letztendlich vor allem für dich. Und alles, was ich für dich tue, hilft mir auf meinem Weg. Darum, lass diese Geschichte über unsere Beziehung nicht mit dem Gedanken der Trennung beginnen. Das Du und das Ich gehen in dieser Symbiose, die wir Leben nennen, ineinander auf.
Und wenn du wieder und immer wieder neu erkennst, dass dein Wohlergehen auch mein Wohlergehen ist, dann finden wir einen Weg, der dem Geschenk Leben würdig ist. In meiner langen Existenz bin ich einmal auf die alte Gottheit Shiva gestoßen. In einer seiner vielen Gestalten tanzt er als Nataraja den kosmischen Tanz. Wir alle sind Teil dieses fortwährenden Prozesses von Schöpfung, Zerstörung und Wiedererschaffung. Und dies soll keine Geschichte der Trauer sein, kein Zaudern oder Hoffnungslosigkeit soll sich breit machen. Es gilt zu begreifen, dass jegliche Existenz mit diesem sakralen Prozess konfrontiert oder überhaupt erst legitimiert ist. Du und ich, also wir, sind Teil dieses kosmischen Tanzes – immerfort.
Deine Verantwortung liegt im souveränen Umgang mit deiner Existenz.
Dein Leben ist so schützenswert wie mein Leben. Achtest du auf dich, achtest du auf mich.
Daher stelle ich dir die Frage: Was ist dir wichtig?
Ich: Einst dachte ich, dass materieller Besitz, Ruhm und Ehre, Ansehen und Achtung erstrebenswerte (Lebens-)Ziele seien. Doch nichts daran ist mir heute heilig. Alles ist profan. Das wirklich Heilige und Bedeutsame in meinem Leben ist das Lebendige an sich. Die Beziehung zu meiner Frau, meine das Leben zelebrierenden Kinder, der Garten hinter meinem Haus. Alles pulsierende und im Prozess der Veränderung inbegriffene lassen mich staunen, innehalten, atmen. Eine Quelle, aus der ich schöpfen kann. Die Schönheit des Lebens, die sich aus dir, liebe Gaia, fortwährend speist. Das gibt mir Kraft und ist mir mit fortschreitendem Alter wichtig und immer wichtiger geworden.
Du bist mir wichtig. Dadurch bin ich mir wichtig. Ich bin mir wichtig und dadurch bist du mir wichtig. Diese ausformulierten Gedanken und das Gespräch mit dir, überwältigen mich gerade. Ich falle in ein Gefühl von tiefer Verbundenheit. Und aus dem Fallen wird ein Schweben. Eine Qualität, die einen Sinn in allem erahnen lässt.
Ich danke dir sehr.